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Zu Gast bei Mayor Jun (Gewinner des One-World-Awards 2012) auf den Philippinen


Von Joseph Wilhelm - Seit Gründung des One World Award (OWA) habe ich mir zum Ziel gesetzt, die Hauptpreisträger in ihrer Heimat zu besuchen. Dabei ist mir persönlich wichtig, mehr über die ausgezeichneten Aktivitäten zu erfahren. Vor allem aber ermöglichen mir diese Besuche, den Kontakt zu den Gewinnern zu halten und zu vertiefen. Und auf diese Weise können wir auch weitere sinnvolle Projekte unterstützen - und der OWA bleibt ein nachhaltiges Ereignis. Zwei OWAPreisträger habe ich bereits in den Vorjahren besucht. Ende 2013 nutzte ich eine Reise zu Lieferanten in Asien, um zum OWA-Preisträger 2012 Major Jun auf die Philippinen zu reisen.

Überwiegend kleinbäuerliche Landwirtschaft 

Der Bürgermeister Mayor Jun, mit vollem Namen Nacianceno Mejos Pacalioga, lebt in der Kleinstadt Dumingag auf Mindanao, der zweitgrößten Insel der Philippinen. Die Anreise führt über die Hauptstadt Manila nach Ozamis City. Vom Flughafen aus gelangten wir in zwei Autostunden in das Provinzstädtchen Dumingag.

Im Ort selbst leben rund 10.000 Menschen. Die gesamte Verwaltungsgemeinde zählt weitere 40.000 Einwohner, die sich auf rund 50 kleine Ortschaften, Weiler und unzählige Einzelgehöfte verteilen. Mayor Jun ist für diese Verwaltungsgemeinde in seiner zweiten Amtszeit als Bürgermeister verantwortlich. Seine wichtigste Mission sieht er darin, aus seiner Großgemeinde eine „Sustainable Organic Community“ zu schaffen.

Die Einwohner betreiben überwiegend kleinbäuerliche Landwirtschaft mit durchschnittlich 1,5 Hektar großen Anbauflächen. Im Vordergrund steht der biologische Anbau, welcher der Bevölkerung in allen Ortsteilen zu besseren und gesünderen Lebensumständen verhilft. Gleichzeitig sind die Bauern durch die ökologische Landwirtschaft unabhängiger von multinationalen Konzernen und ihren „Segnungen“.

In bester Leadership-Manier


Da übermäßiger Alkohol- und Tabakkonsum auf den Philippinen ein großes Problem darstellt, hat der Mayor einige sehr erfolgreiche Kampanien organisiert. Dafür wurde er bereits von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) ausgezeichnet.

In bester Leadership-Manier gelingt es Mayor Jun, die Bevölkerung aktiv in seine Vorhaben einzubeziehen. Dadurch entwickeln sich diese Projekte zu Selbstläufern. Da alle Beteiligten die Projekte als sinnhaft erleben und die positiven Auswirkungen spüren, tragen sie diese Bemühungen aktiv mit. Dies ist gerade in einem so weit ausgedehnten Gebiet – die einzelnen Orte der Gemeinde erstrecken sich in einem Umkreis von 50 Kilometern – unbedingt notwendig. Erschwerend dazu kommt, dass manche Orte extrem schlecht, in Monsunzeiten oft gar nicht, erreichbar sind.

Bildung als Schlüssel zum Erfolg


Den Schlüssel zum Erfolg stellt das hervorragende Bildungswesen dar. Das gilt für alle Schultypen, von der Grundschule über Universität bis hin zu beruflichen Ausbildungsgängen. Wir konnten uns von der hohen Motivation der Lehrkräfte ein gutes Bild machen, auch durch unsere Vorträge über Bio- Landwirtschaft und Gentechnik.

Neben der allgemeinen Universität für Landwirtschaft gibt es noch eine „Organic Farming School“. Dort werden auch Erwachsene umfassend über Bio- Anbaumethoden geschult. Ein weiterer Beitrag zum Erfolg der Aktivitäten von Dumingag ist auch das jährliche mehrtägige Bio-und Kulturfestival. Dort werden jeweils die besten Leistungen in einer Vielzahl von Kategorien ausgezeichnet. Die Gewinner erhalten praktische Preise, wie beispielsweise landwirtschaftliche Kleingeräte.

Das OWA-Preisgeld kommt gut an


Ein wichtiges Thema unseres Besuches war auch die Verwendung des OWA-Preisgeldes in Höhe von 25.000 €. Dieses Geld konnte nach monatelangen Verzögerungen durch diverse Deviseneinfuhrregulierungen endlich auf ein Konto der Bio-Bauernorganisation transferiert werden. Dort warten diese Fördermittel nun auf die endgültige Verwendung.

Zwei Projekte sind für die Förderung vorgesehen. Zum einen ein Frauenprojekt, bei dem Frauen die in ihren privaten Gärten angebauten Heilkräuter zu traditionellen, ayurvedischen Heilmitteln in Granulat- und Salbenform verarbeiten. Ein Teil der Gerätschaften für die Verarbeitung ist bereits vorhanden. Nach Abschluss der erforderlichen Schulungen wird das Geld zur Verfügung gestellt, um damit dieses Projekt sinnvoll in Gang zu bringen. Im zweiten Fördervorhaben geht es um eine Werkstätte mit Ausbildungsbetrieb. Dort sollen vor Ort Kleingeräte für kleinbäuerliche Betriebe hergestellt werden.

Wichtig ist dabei eine an die dortigen Verhältnisse angepasste Technik. Die Geräte müssen also für die Kleinbauern erschwinglich und die Herstellung vor Ort möglich sein. Damit wird auch vermieden, dass die Bauern sich in Abhängigkeiten begeben, wie beispielsweise durch hochtechnische, teure Maschinen und den dahinter stehenden Strukturen.
 

Herzliche Gastfreundschaft


Wir reisten als vierköpfige OWA-Delegation an: der Jurykoordinator und Ex-IFOAMDirektor Bernward Geier, die Künstlerin und Schöpferin der OWA-Statue Dao Droste, meine Tochter Justina Wilhelm als Photographin und ich. Wir durften im Haus der Familie Jun wohnen, welches in direkter Nachbarschaft zwei weitere Häuser der clanartigen Großfamilienstruktur liegt. Dabei wurden wir nicht nur von der Familie Jun, sondern von der ganzen Dorfgemeinschaft herzlich aufgenommen. Es war sehr schön zu erleben, dass die Juryentscheidung nachhaltig stimmig war. Dieser Preis unterstützt Mayor Jun dabei, inzwischen über 50 weitere Bürgermeister für einen Zusammenschluss von „Sustainable Organic Communities“ zu gewinnen. Damit kann in Zukunft noch mehr für eine bessere Zukunft der Menschen in diesem überaus freundlichen Land getan werden.